Geschichte

Wenn der Glaube Früchte trägt - Haus Frieden gedenkt seines Gründers Pfr. Fritz Eichin ( 1902 - 1992)

Drei Pfarrer der evangelischen Landeskirche Baden, eng miteinander befreundet, begründeten in der Zeit nach dem verlorenen II. Weltkrieg jeder auf seine Weise mit einem Freundeskreis ein Glaubenszentrum mit großer Ausstrahlung: Pfarrer Friedrich Hauss als Leiter und Seelsorger das Henhöferheim bei Neusatz in der Nähe von Karlsruhe, Pfarrer Otto Riecker das Lebenszentrum Adelshofen im Kraichgau, und Pfarrer Fritz Eichin das Haus Frieden in Steinen/Hägelberg, an den südlichen Ausläufern des Schwarzwaldes über dem Wiesental nahe dem Dreiländereck Schweiz-Frankreich-Deutschland gelegen. Haus Frieden hat nun bereits 31Jahre vielen Menschen aus dem deutschsprachigen Raum als ein Ort für biblische Orientierung und Seelsorge gedient. Der 100. Geburtstag am 01.02. 02 von "Bruder Fritz", wie ihn viele kannten, ist Anlass, dankbar an sein Lebenswerk zu erinnern.

Schul- und Studienzeit

In seiner Schulzeit als Gymnasiast der Oberstufe in Lörrach hatte Fritz Eichin durch den CVJM und einen Schülerbibelkreis zu Jesus Christus gefunden und Gottes Wort liebgewonnen. Schon zu Beginn seines Theologiestudiums in Basel leitete er selbst Schülerbibelkreise und beeindruckte durch seine klare Glaubenshaltung und die Einfachheit und Bildhaftigkeit seiner Bibelauslegungen die Jugendlichen. Von Basel ging es nach Tübingen, wo besonders Karl Heim eine prägende Wirkung ausübte, und Heidelberg. Die Verbindung mit lebendigen Christen, bewahrte ihn vor der kritischen Zersetzung der Heiligen Schrift und schenkte ihm eine Offenheit für Christen verschiedener Gruppierungen.

Pfarrer und Evangelist in der badischen Landeskirche

Jung verheiratet trat er im Herbst 1933 in Hasel bei Schopfheim im Dienst der badischen Landeskirche seine erste Pfarrstelle an. Regelmäßig hielt er neben den Gottesdiensten Bibelstunden mit Frauen und Männern getrennt im Pfarrhaus und in Hauskreisen, letzteres weil er merkte, dass Männer nicht gerne auf dem Weg ins Pfarrhaus gesehen werden. Die Verbindung mit vielen Männern im Wiesental und in der Schweiz führte dazu, dass Pfr. Eichin zu Evangelisationen und Glaubenskonferenzen in viele Gemeinden gerufen wurde. Seine Botschaft von Jesus Christus als dem Herrn und Heiland war klar, zielgerichtet und für jedermann verständlich. Getroffen wurden der Bauer wie der Akademiker, die Alten wie die Jungen. Der militärische Zusammenbruch 1945 führte bei unzähligen Deutschen gleichzeitig zu einem inneren Zerbruch. Im Leiden jener Tage kamen viele Menschen zur Einzelseelsorge zu Pfr. Eichin und erlebten im Namen Jesu Befreiung von lähmenden Bindungen aus der Vergangenheit. Der seelsorgerliche Dienst führte zur Berufung Pfr. Eichins als Hausvater der Zellerschen Anstalten in Männedorf am Zürichsee.. Nach vier Jahren segensreichen Wirkens wurde er vom Leiter der Volksmissionsarbeit der badischen Landeskirche, Dekan Friedrich Hauss, in seine Heimatkirche zurückgerufen. Von seiner kleinen Gemeinde Ötlingen bei Lörrach aus war er unermüdlich unterwegs zu Bibelwochen, Evangelisationen und seelsorger-lichen Rüstzeiten. Schmerzlich traf ihn und seine Kinder in dieser arbeitsreichen Zeit der frühe Tod seiner ersten Frau 1959.

Hausvater im Bibel- und Seelsorgeheim Haus Frieden

Schon in Männedorf war Pfr. Eichin die klare Weisung zuteil geworden, in seiner badischen Heimat im alemannischen Raum ein Haus zu schaffen, in dem Menschen in ihren inneren Nöten seelsorgerliche Hilfe finden können. Um ihn sammelte sich eine Gruppe von Brüdern, die mit ihm ans Werk ging; ein Beleg dafür, welche große Bedeutung er dem brüderlichen Miteinander in Einheit und im Geiste der Liebe Christi zumaß. Dieser Kreis von Brüdern gründete 1958 die "Arbeitsgemeinschaft für Seelsorge e. V.", deren Zweck nach der Satzung war, "auf biblischer Grundlage Menschen zum Glauben an

Jesus Christus zu führen, ebenso Gläubige innerlich zu fördern." Der Erfüllung dieser Aufgabe diente die Eröffnung des ersten "Haus Frieden", einem Gasthaus in Steinen im Wiesental, das ein Mitglied der Bruderschaft zur Verfügung stellte. Gäste von nah und fern erfuhren in diesem Haus: Christus ist unser Friede. Dieser Segen übertrug sich auch in das neue Haus Frieden, mit dessen Bau 11 Jahre später in stiller Umgebung in Hägelberg oberhalb Steinen begonnen wurde. Für die Brüder um Pfr. Eichin war dieser Schritt ein Wagnis und eine Vertrauensprobe auf die Zusagen Gottes. Im Nachhinein konnte aber dankbar festgestellt werden, dass da, wo die Gemeinde Gottes den Zehnten gibt, immer wieder genügend Eigenmitttel vorhanden sind, um die Baukosten zu decken und darüber hinaus in reichem Maße Beträge für die Missions-geschwister und die dringenden Nöte anderer Werke weitergegeben werden können. Noch bis ins hohe Alter von 86 Jahren tat Pfr. Eichin zusammen mit seiner zweiten Frau den Dienst als Hausvater an zahlreichen Gästen aus der ganzen Bundesrepublik, der Schweiz und dem Elsass. Neben ihm hielt eine Vielzahl anderer Referenten regelmäßig im Hause Bibelwochen und Tagungen. Besonders Pfr. O. S. v. Bibra hat das Haus eine Zeitlang mitgeprägt. Zur Seite standen ihm auch das Hausteam und die Mitglieder der Bruderschaft. Solange Pfr. Eichin konnte, vereinte er sich am Sonntag Morgen zwischen 7 und 8 Uhr mit den Brüdern im Gebet in der Kapelle des Hauses. Kurz nach seinem 90. Geburtstag hat Gott ihn in die Ewigkeit abberufen. Eines seiner letzten Worte war: Jesus Christus allein. Rückblickend war dies die Zielsetzung seines ganzen Lebens. Es ging ihm immer um die Person Jesu. Der entscheidende Punkt bei seinen Predigten und Bibelarbeiten war die Lebensübergabe an Jesus und der anschließende lebenslange Prozess der Einübung in die Jüngerschaft. Darin hat er unzähligen Menschen geholfen und ihnen geistlichen Lebensrat gegeben. Seine erweckliche und schriftgemäße Verkündigung verbunden mit der Gabe der Seelsorge strahlte in die umliegende Gegend aus. Insbesondere gingen daraus die erwähnte Bruderschaft von Männern und Frauen und der Freundeskreis hervor, die das Werk heute noch tragen. Die Bruderschaft war von Anfang an keine geschlossene, die Mitglieder lebten in ihren Familien in der ganzen Grenzecke verstreut bis in die Schweiz hinein. Sie trafen sich regelmäßig zur Monatsversammlung, in der viele dankbar Zeugnis ablegten über praktische Glaubenserfah-rungen, und zu den Männer- und Frauenwochenenden. Letztgenannte dienten auch dem gegenseitigen Austausch und der persönlichen Seelsorge.

Haus Frieden heute

Die biblisch-seelsorgerliche Ausrichtung des Hauses mit dem Gästebetrieb und der Bruderschaft blieb unter den Nachfolgern von Pfr. Eichin, Pfr. Georg Hoffmann und Pfr. Volkhard Scheunemann bis heute erhalten. Das Jahresprogramm weist durch die Angebote von Glaubenskursen, Eheseminaren, Familienfreizeiten, Missionswochen, Israeltage und Wanderwochen neben den Bibelwochen eine größere Vielfalt auf. In den letzten Jahren erlebte der sonntägliche Gottesdienst der Hausgemeinde ein starkes Wachstum. Die Anliegen der Weltmission erlangten durch die vorangegangene 19-jährige Missionsarbeit von Ehepaar Scheunemann in Indonesien mit anschließendem Dienst in der Leitung des deutschen Zweiges des Missionswerkes "Weltweiter Einsatz für Christus" ein größeres Gewicht. Jung und Alt trifft sich am jährlich gefeierten "Haus Frieden-Tag", der gleichzeitig ein Brückenschlag zu den Menschen aus der Umgebung ist.

Schreiber: K. F. Grether, Mühleweg 2, 79591 Eimeldingen, Tel. 07621/63680